Wesentliches

Leben

Warum bin ich? (1)

Immer wieder getrieben sein, irgendwo hin wollen – ohne zu wissen wohin. So fühlt sich das an in diesen Tagen. Und ich frage mich: wozu das Ganze? Warum bin ich? Warum mache ich was ich mache? Wo will ich hin? Warum gibt es mich?

Ganz rational könnte man sagen, dass es mich gibt weil meine Eltern mich geboren haben. 1993 in Aachen – meine Eltern hatten gerade geheiratet und wir lebten in Heerlen, in den Niederlanden. In einem schönen Haus mit netten Nachbarn – zumindest die Nachbarn links von unserem Grundstück, mit Piet. Ich erinnere mich nicht gut an diese Zeit, aber wenn ich daran denke kommen in mir positive Gefühle auf. Ich erinnere mich ans Klettern – wir hatten einen Kirschbaum, auf den ich gerne geklettert bin. Unsere Nachbarn hatten viele Erdbeeren – das fand ich richtig schön. Mit meinen Freunden habe ich im schlamm gespielt und manchmal habe ich unvernünftige Sachen gemacht. Einst aß ich Vogelbeeren und mein Magen musste im Krankenhaus ausgepumpt werden. Ein anderes Mal aß ich alle Globolis aus dem Medikamentenschrank meiner Eltern. Ich war schon immer scharf auf Süßes. Zum Geburtstag bekam ich mein Kuscheltier Rudi – ein Affe, den ich bis heute habe und mit dem heute meine Tochter spielt. Wenn ich mir Bilder von damals anschaue glaube ich, dass ich viele glückliche Momente hatte, gut behütet aufgewachsen bin und frei war.

Ich ging in den Niederlanden auf einen Waldorfkindergarten, bevor wir – also ich ca. 5 Jahre alt war – nach Deutschland zogen. Aus beruflichen Gründen meines Vaters. In Deutschland hatten meine Eltern Schwierigkeiten ein passendes Haus zu finden uns so zogen wir – meine Eltern, meine beiden Schwestern und ich, erstmal übergangsweise in ein Haus. Das war – so erzählt meine Mutter – nicht besonders gut aufgestellt und hatte keine Türen. Woran ich mich in der Zeit am meisten erinnere ich die Grundschule, wo ich eingeschult wurde. Die anderen Kinder in der Klasse kannten sich und ich hatte dort keine Freunde und wurde ausgegrenzt und von der Lehrerin gemobbt. Wenn ich an die Zeit denke komme fühle ich mich schlecht und übel. Als meine Mutter dann entschloss, dass ich nicht auf die Schule gehen sollte und mich zur Waldorfschule schickte, war das Ankommen dort erstmal sehr schwer. Ich klammerte mich jeden morgen an den Holzbalken vor den Klassenraum, weil ich so eine Angst davor hatte in die Klasse zu gehen. Vermutlich, weil ich zuvor so viel Ablehnung erlebt hatte und ausgeschlossen wurde – das wollte ich nicht nochmal. Am Anfang haben meine Eltern mich dann immer wieder mit nach Hause genommen, bis sie mich eines Tages dort gelassen haben und ich keine andere Wahl hatte als in die Klasse zu gehen. Am Anfang habe ich mich nicht wohl gefühlt, aber mit der Zeit ging es mir immer besser.

Was blieb war ein Gefühl von „ich muss aufpassen“ und „was muss ich machen, damit die mich mögen“. Das Gefühl von Freiheit erinnere ich nicht mehr. In einer späteren Reflexion mit meinem Therapeut und Mentor habe ich erarbeitet, dass ich wohl in dieser Zeit gelernte hatte schnell zu verstehen wie ich mich verhalten musste, damit ich gemocht wurde. Meine frühsten Erinnerungen an „unter Druck sein“ kommen aus dieser Zeit. Was ich auch erinnere ist, dass ich schon damals ein starkes Bewusstsein für Gerechtigkeit hatte – ich solidarisierte mich mit Mitschülern, die gemobbt wurden. Und gleichzeitig hatte ich immer Angst ausgegrenzt zu werden – weil ich nicht richtig bin oder auch wegen meines Körpers. Ich war immer ein bisschen dick.

Warum bin ich? (1)

Immer wieder getrieben sein, irgendwo hin wollen – ohne zu wissen wohin. So fühlt sich das an in diesen Tagen. Und.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert